Sofagespräch mit Jil Lüscher
Jil Lüscher spricht im Oxil im Queerkopf-Sofagespräch über ihren Werdegang vom Mann zur Frau.
Nach 56 Jahren stand sie vor der ultimativen Wegkreuzung: Suizid oder Jil. Sie hat sich für Jil entschieden und das Leben als Mann aufgegeben. Jil Lüscher fühlte sich von Kind an im falschen Körper. Die weibliche Software passte einfach nicht zur männlichen Hardware. Jahrelang hat sie gegen ihre Transsexualität angekämpft, hat versucht, das Leben als Mann zu meistern und das Weibliche zu verdrängen – vergebens: «X-mal habe ich meine heimlich gekauften weiblichen Utensilien – Kleider, Schuck, Schminke, Schuhe -, weggeworfen und mir vorgenommen, jetzt endlich ein ganzer Kerl zu sein, so, wie das die Gesellschaft von mir erwartete», sagt Jil. In diesem Versuch, «die Hexe» aus ihrer weiblichen Seele zu vertreiben, hat sie intensives Krafttraining gemacht, wollte den Body so richtig männlich builden. «Ich habe meinen Hausarzt sogar gebeten, mir Testosteron zu verabreichen, damit ich endlich auch einen anständigen Bartwuchs bekommen würde. Gottseidank hat er mir das verweigert», blickt sie lachend zurück.
Was Jil auch unternahm, der Drang, das Leben nach dem eigenen Selbstverständnis leben zu dürfen, war grösser. Sie führte in der Anonymität ein Doppelleben. Ihr Auto war Umkleidekabine, Garderobe, Schminkraum, Versteck und (anonymer) Zugang zu einem Leben in der Öffentlichkeit gleichzeitig: «Ich fuhr als Frau zur Arbeit und zog mich in der Tiefgarage der Firma um, schminkte mich ab, um als Mann den Tag zu bewältigen. Am Abend dasselbe Spiel retour. Irgendwann ging das einfach nicht mehr, ich hatte keine Energie mehr für dieses demütigende Versteckspiel und ich habe mich selber dafür gehasst, nicht zu mir zu stehen», blickt sie auf diese Vergangenheit zurück.
Am 24. November ist Jil Lüscher Gast im Oxil. Sie gibt Einblick in ihr Leben, «das jetzt, nach der Transition von Mann zu Frau, wunderbar ist, aber auch vorher viele schöne Seiten gehabt hat», wie sie sagt.
Reservationen unter 078/956 30 28